Unsere Jahresheiliger 2024 – Charles de Foucauld

Im Jahr 2024 begleitet uns der heilige Charles de Foucauld durch das Jahr. Wir bitten ihn um seine Fürsprache.

Priester, Mönch, Missionar, Mystiker
* 15. September 1858 in Straßburg in Frankreich
† 1. Dezember 1916 in Tamanrasset in Algerien

Charles Eugène Vicomte de Foucauld war Spross einer der reichsten Adelsfamilien Frankreichs aus einer Villa an der Stelle der heutigen Nationalbankfiliale. Er wuchs auf bei den Großeltern in der Rue des Echasses in Straßburg. In Paris musste er das Jesuiten-Gymnasium verlassen und stürzte sich im Alter von 17 Jahren in sexuelle Abenteuer und rauschende Partys. Er wurde dann ausgebildet in der elitären Offiziersschule Saint-Cyr in Coëtquidan zum Dienst in der französischen Armee. 1880 nahm er Teil an einem Feldzug in Algerien teil, dabei schmuggelte er seine Geliebte Mimi aus Frankreich mit und gab sie als seine Frau aus; in Algerien war er beeindruckt von der Würde und Schönheit des Islam und der Wüste, er lernte Arabisch und las den Koran.

1883 und 1884 – wegen seiner Lebensführung inzwischen aus der Armee entlassen – reiste er im Auftrag der Societe de Geographie monatelang durch Marokko – ein damals für Christen verbotenes Land, deshalb hatte er sich als russischer Rabbiner verkleidet. Dabei kam er auch nach Tissint, wo er auch später mehrmals weilte und im Haus eines jüdischen Kaufmanns wohnte, das noch heute besucht werden kann. 1885 durchquert er die südalgerische Wüste. Er war durch den Anblick betender Moslems so beeindruckt, dass er sich zu ernstem Christentum bekehrte. Sein Buch Erkundungsfahrt durch Marokko machte ihn berühmt, die Belle Epoque hatte einen neuen Afrikahelden.

Gebet von Charles de Foucauld

Mein Vater,
ich überlasse mich dir, mach mit mir, was du willst.
Egal, was du mit mir machst, ich danke dir.
Ich bin zu allem bereit, nehme alles an.
Sofern dein Wille
in mir, in allen Lebewesen wirkt,
so wünsche ich nichts anderes, mein Gott.
Ich lege meine Seele in deine Hände.
Ich gebe sie dir, mein Gott,
mit aller Liebe meines Herzens, weil ich dich liebe
und weil es mir ein Liebesbedürfnis ist,
mich hinzugeben, mich in deine Hände zu geben,
ohne Maß, mit unendlichem Vertrauen;
denn du bist mein Vater.

Zurück in Paris freundete de Foucauld sich mit Abbé Huvelin an, der ihn bekehrte; 1890 trat er nach einer Pilgerreise ins Heilige Land ins Trappistenordenkloster Ikbis in Syrien ein. Doch trotz des strengen, entbehrungsreichen Lebens fand er dort das Ideal der Armut zu wenig verwirklicht, denn das Leben der Bewohner in den umliegenden Dörfern war weitaus erbärmlicher. Nach sieben Jahren trat er aus dem Orden aus und ging zu den Klarissen nach Nazaret; dort erledigt er als Knecht niedrigste Arbeiten und entdeckte seine Berufung zum Priester. 1901 wurde er im französischen Viviers zum Priester geweiht. 1904 begab er sich in die Oase Béni Abbès an der algerischen Grenze zu Marokko, wo er französische Soldaten betreute und gegen die Sklaverei kämpfte. Sein Jugendfreund Henri Laperrine, einer der Soldaten, riet ihm, sich als Einsiedler im Hoggar-Gebirge mitten unter den Tuareg niederzulassen.

Turm der Kathedrale in Viviers

Ab 1905 lebte de Foucauld in Tamanrasset in einer Hütte aus Lehm und Schilf, weit weg von jeder Zivilisation in völliger Abgeschiedenheit. Die Felswüste war für ihn kein Ort der Weltflucht, sondern ein Ort zum Finden der Wahrheit: Ich kann nicht hinsehen auf dieses Meer von Gipfeln und von wildzerklüfteten Felsen, ohne Gott anzubeten. Mehrere Monate im Jahr war er tausende von Kilometern unterwegs, meist zu Fuß, begleitet nur von einem Kamel als Tragetier. In den Dörfern, die er besuchte, verteilte er Medikamente und Nahrung. Er wollte durch sein Vorbild eines exemplarischen Christseins wirken, nicht durch missionarische Einflussnahme: Ich bin nicht hier, um die Tuareg zum Christentum zu bekehren, sondern um zu suchen, sie zu verstehen. Ich bin überzeugt davon, dass Gott uns alle empfangen wird, wenn wir es verdienen. Die Tuareg verehrten ihn bald als großen Marabut. Er erforschte ihre Sprache, hinterließ das bislang beste Wörterbuch, sammelte Texte, Gedichte und Sprichwörter der Tuareg.

1916 schlugen die Wirren des 1. Weltkrieges Wellen bis in die Sahara; Charles wollte sich nicht in Sicherheit bringen, sondern bei den Dorfbewohnern bleiben. Er wurde während eines Überfalls von aufständischen Senussi erschossen. Seine Pläne zur Gründung eines eigenen Ordens konnte er nicht mehr verwirklichen.

Obwohl Charles de Foucauld mehrere Regelentwürfe für geistliche Gemeinschaften geschrieben hat, fand er erst lange nach seinem Tod Nachfolger: René Voillaume gründete auf der Grundlage der Ideen von Charles – auf die er durch die 1920 erschienene, von René Bazin verfasste Biografie, aufmerksam wurde – 1933 in der Sahara die Gemeinschaft der Kleinen Brüder Jesu, der 1939 durch Magdeleine Hutin die Gründung der Gemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu folgte. Beide Gemeinschaften teilen jeweils das soziale Milieu ihrer Umgebung, ihre Mitglieder gehen einer weltlichen Berufstätigkeit nach. Heute berufen sich rund 20 religiöse Gemeinschaften auf de Foucaulds geistiges Erbe: mehrere Laiengemeinschaften und eine Priestergemeinschaft.